Unsere Läuferin des Jahres 2013: Stephanie Klink
von Christian Thomas
Die von der subjektiven Einpersonenjury des Autors getroffene Wahl zu unserer Läuferin des Jahres mag weniger offensichtlich erscheinen als die des männlichen Pendants. Denn Stephanie Klink gewinnt keine Rennen, sie kommt noch nicht mal in der ersten Hälfte ihrer Altersklasse an. Mit ihrer erstaunlichen Entwicklung in diesem Jahr hat sie die Auszeichnung 'Läuferin des Jahres' dennoch redlich verdient.
Als wir 2009 als Vorbereitung auf den Lautrer Lebenslauf ein großes Anfängerlaufprojekt starten, sind sie dabei: Monika und Stephanie, die Frau und die Tochter unseres Bergführers. Stephanie ist 'Sportanfängerin', tut sich schwer beim Laufen, hat häufig Seitenstechen, die bei ihr nicht, wie bei den anderen, nach einigen Wochen verschwinden. Sie ist fleißig und läuft dennoch hinterher. Laufsport ist einfach nicht ihr Ding, so scheint es.
Nach drei Volkslaufteilnahmen Ende 2009 findet sie in Beate Gillmann eine Trainingspartnerin, mir der sie mal locker joggen, mal walken geht. Den Druck, mit einer Laufgruppe mithalten zu müssen, vermeidet sie fortan und scheint sich beim reinen Fithalten durch Bewegung wohlzufühlen. Bei gelegentlichen Teilnahmen an Wettbewerben ist sie walkend kaum langsamer als bei ihren Laufversuchen.
Doch 2012 macht es irgendwann 'klick'. Sie beginnt abzunehmen, bis heute insgesamt 15 kg. Sie joggt wieder gelegentlich, für sich alleine. Nach festgestellter Fructoseintoleranz und daraufhin erfolgter Ernährungsumstellung verschwinden die Seitenstechen. Eines Tags im Frühjahr 2013, ihre Walking-Verabredung ist verhindert, stößt sie wieder zum Lauftreff, kann nach kurzer Eingewöhnung gut mithalten und fühlt sich seitdem wohl in der Gruppe.
Und Stephanie fängt an, bei Volksläufen teilzunehmen, zunächst bei 5-km-Distanzen, wo sie sich in kurzer Zeit von 35 auf 32 Minuten verbessert. Im Juni dann der erste 10-km-Lauf in Kusel, in 74 Minuten noch ausbaufähig. Aber sie bleibt beharrlich am Ball, sammelt Trainingskilometer und Wettkampferfahrung, verbessert in sieben weiteren 10ern in den folgenden sechs Monaten ihre Bestzeit fünf mal, und kratzt inzwischen an der Stundengrenze, die in Rheinzabern im Dezember nur noch 90 Sekunden entfernt ist. Das bedeutet eine Verbesserung um 13 Minuten in einem halben Jahr!
Stephanie Klink vor dem Start beim Coca-Cola-Straßenlauf am 28.07.2013. Sie finisht bei
drückender Schwüle in Bestzeit von 32:07 min. Danach waren ihr 5 km nicht mehr genug ..
Auch ansonsten ist Stephanie 2013 kaum wiederzuerkennen: Sie ist schlank und sportlich, Ihr Laufstil ist aufrechter, ihre Armarbeit stark verbessert, sie kann bei für sie flottem Tempo noch locker erzählen. Sie hat bei 19 Wettbewerbsteilnahmen binnen neun Monaten gelernt, ihre Kräfte einzuteilen, nach (eigener) Tempovorgabe mit der Uhr zu laufen. Sie macht anfangs des Jahres oft mit dem 'Besenläufer' Bekanntschaft, lässt im November beim Fackellauf in Rodenbach aber immerhin schon 85 Läufer(innen) hinter sich. Gefühlte Siege ..
Die regelmäßig drei- bis viermal wöchentlich Trainierende nennt als läuferische Ziele für 2014 (natürlich) die 60-Minuten-Marke über 10 km - und einen Halbmarathon. Im Januar unternimmt sie einen ersten Schritt in diese Richtung, startet über 15 km bei der Winterlaufserie in Rheinzabern.
Im Juni kündigte Stephanie mutig an, nächstes Jahr den Höllenberg Trail Run in Spirkelbach zu bestreiten, einen der schwierigsten Läufe in der Pfalz. Da nun der Women's Run in Frankurt, wo sie bisher Stammgast ist, auf den gleichen Termin fällt, hätte sie wankelmütig werden können. Doch sie zögert keine Sekunde: "Natürlich laufe ich in Spirkelbach!". Stephanie ist wirklich zur Läuferin geworden. Zu unserer Läuferin des Jahres 2013.