Sportsfreunde: ADOLF REINHART

von Archiv

14 Läufe gleich 14 Siege in seiner Klasse
LAUFSPORT: 61-jähriger Kirchheimbolander belegt oft Spitzenplätze bei Cross- und Bergläufen

"Ich hab einfach die Schuhe angezogen und bin fortgerannt." Solche oder ähnliche Sätze sagt Adolf Reinhart öfter. Wenn es darum geht, sich zu fordern und körperliche Anstrengungen zu meistern, muss er nicht lange grübeln - so wie bei seiner kurzen und trockenen Antwort auf die Frage, wie er zum Laufsport gekommen ist. Eine Einstellung, mit der 61 Jahre alte Kirchheimbolandener schon seit mehreren Jahren Spitzenplätze vornehmlich bei Cross- und Bergläufen in seiner Altersklasse belegt - seine jüngsten Triumphe waren die Siege bei der Pfalzmeisterschaft im Crosslauf am 17. Dezember in Rülzheim und beim Silvesterlauf in Kottweiler-Schwanden. Dort bewältigte er die 10,2 Kilometer lange Strecke in 38.02 Minuten, wurde in der Klasse M60 Erster und belegt im Gesamtfeld Platz 20. In seiner Klasse M60 war der Sieg beim Silvesterlauf der 14. Sieg in 14 Rennen, an denen er teilnahm. Und im Frühjahr hat er eine ausgedehnte Radtour in die Türkei und durch Südosteuropa unternommen. Und warum? "Das Abenteuer", sagt er, "das brauch ich."

Der Vater war Turner, "deswegen haben wir auch geturnt", erzählt Reinhart von seinen sportlichen Anfängen. Er hat so manches ausprobiert, erst das Turnen, dann Judo, "aber das war mehr so'n Spleen", denn dabei blieb er nur bis zur ersten Verletzung. Danach, etwa ab 1966, ging es dann mit dem Laufen so richtig los. "Jedes Wochenende sind wir auf einen Volkslauf gefahren", das heißt er und seine Sportsfreunde, mit denen er im Team lief. Die gewöhnlich etwa zehn Kilometer langen Läufe genügten ihm bald nicht mehr. Diese Distanz lief er Mitte der 70er Jahre in weniger als 31 Minuten, aber die Konkurrenz war heftig: "Die Läuferszene war wesentlich stärker." Bald nahm Reinhart noch die Marathondistanz von rund 42 Kilometern hinzu.

Der Läufer ging die größeren Strecken an wie fast alle seine sportlichen Aktivitäten - er tat, wonach ihm gerade war, und was ihm sein Körper erlaubte. Manchmal allerdings auch mehr als das, und das spürt er heute: Täglich runde 30 Kilometer auf Asphalt sei er gelaufen. "Ich wollte noch besser werden, und da hab ich's wahrscheinlich übertrieben", erzählt er. 1981 musste er mit dem Marathon wieder aufhören, 1985 sich zum ersten Mal am Knie operieren lassen, und seitdem wurde er immer wieder einmal daran erinnert, dass auch der leistungsfähigste Körper nicht unzerstörbar ist.

Und er hat sich trotzdem noch jedes Mal wieder hochgerappelt. Er begann 1983 mit Triathlon, der etwas kürzere Laufstrecken hat, und wagte im wahrsten Sinn des Wortes den Sprung ins kalte Wasser. Bei seiner ersten Teilnahme an einem solchen Wettbewerb lag er nach dem Schwimmen, das er nie zuvor als Sport betrieben hatte, erst einmal eine Viertelstunde unter der Dusche, bevor er sich wieder bewegen konnte. Dann stieg er aufs Rad und setzte den Wettbewerb fort.

Reinhart hat lange Zeit als Fernfahrer gearbeitet, danach war er Hausmeister am Nordpfalzgymnasium - und als solcher bis zu seiner Verabschiedung im Frühjahr 2005 einer der beliebtesten Mitarbeiter der Schule. Er hat den Job auch gemocht, erzählt er heute, ihn aber auch nicht vermisst, als es dann daran ging, einen neuen Lebensabschnitt zu erfüllen. Der Mann schaut nicht zurück.

Das tat er auch nicht, als er seine ursprünglich auf acht Monate angelegte Radtour nach Vorderasien schon nach zweieinhalb Monaten abbrach - nicht, weil es ihm an der körperlichen Leistungsfähigkeit gefehlt hätte, sondern schlicht aus Heimweh. Die Route klingt nach einer Reise, die manch anderer nicht mit einem motorisierten Fahrzeug gewagt hätte. Reinhart packte im März Zelt und Lagergeschirr auf sein Tourenrad und fuhr los: Über die Alpen, in Italien über die Abruzzen, wo zu dieser Zeit auch noch Winter ist - "nur Regen, Schnee, kalt" -, mit der Fähre nach Griechenland und über den Katara-Pass und Thessaloniki in die Türkei und bis zum Atatürk-Stausee. Dort gab es Anfang Mai noch mal einen "richtig knallharten Wintereinbruch", und die anatolischen Winter sind auch dann noch hart, wenn der Schnee in Deutschland längst wieder vergessen ist. Diese Widrigkeit gab den letzten Ausschlag, wieder zurückzukehren - teilweise mit dem Bus, teilweise im Sattel, dieses Mal über Bulgarien, Rumänien und Ungarn.

Aber von der ganzen Tour, die er ursprünglich geplant hatte - bis nach Georgien und in die Täler des Kaukasus wollte er fahren - träumt Reinhart immer noch. Daneben gibt es noch jede Menge Sport zu machen: Die Pfälzer Berglaufserie, den "Grand Ballon" im Elsass, die Berglauf-Europameisterschaften, zu denen er mit seinem Team fährt - und mit einem hohen Anspruch: "Die wollen wir gewinnen." (thom)

Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Donnersberger Rundschau
Datum: Nr.5
Datum: Freitag, den 06. Januar 2006                                                                                             HE 

Zurück