Pfalz-Sportler der Woche: Matthias Hecktor
von Archiv
Erfolgreich umgesattelt: Gipfelstürmer gibt Gas
LEICHTATHLETIK: Der Marathon-Traum reift
Als Radrennfahrer ist Matthias Hecktor ganz schön weit herum gekommen. Rundfahrten in Brasilien, Ungarn, Jugoslawien oder Bulgarien bestritt er für den VC Frankfurt, für den er die Bundesligareife besaß. Neuerdings steckt er seine Grenzen in der Pfalz ab und gilt hier als der schnellste Gipfelstürmer. Mal in Landstuhl, mal auf dem Donnersberg, mal auf der Kalmit. Zu Fuß, versteht sich.
Elf lange Jahre saß Hecktor im Sattel, dann besann er sich vor rund vier Jahren auf seine Lust zum Laufen. "Es war eine Frage des Zeitaufwands", begründet der 31-Jährige aus Ramstein-Miesenbach seinen Wechsel. Er wog seine Perspektiven gegeneinander ab und stellte fest, dass er in kurzer Zeit zu Fuß sehr viel effektiver als auf dem Rad trainieren kann. 50 bis 80 Kilometer rennt er in der Woche, er ist jeden Tag aktiv. Wenn er mal nicht laufen könnte? "Dann hätte ich ein Problem", gibt Matthias Hecktor zu, der einem Büro-Job bei Bosch in Homburg nachgeht. Die Lauferei brauchte er zum Ausgleich.
Aber doch nicht nur, oder? Nein, gesteht er, "ich will sehen, welche Leistungsfähigkeit in mir steckt, es ist eine Art Bestätigung." An die Grenzen gehen also. Und wie sieht es aus mit Sucht oder Abhängigkeit? "Ja, das kann man so bezeichnen", sagt Hecktor. Damit steht er nicht alleine da in der Laufszene. Wer einmal richtig angefangen hat, kann nur schwerlich wieder aufhören.
Wie alle anderen jagt Hecktor immer wieder seine Bestzeiten, aber wie die allerwenigsten ist er auch ein Seriensieger. Zwölf von 18 Läufen gewann er in diesem Jahr, war viermal Zweiter und zweimal Dritter. Damit ist er der Dominator in der pfälzischen Laufszene, besticht in aller Bescheidenheit mit überzeugender Leistung. Hinter dem Ludwigshafener Thomas Greger sieht auch er sich an zweiter Stelle in der Pfalz.
Am 19. November feierte der Westpfälzer seinen vielleicht wichtigsten Sieg. Den auf der Kalmit mit einem komfortablen Vorsprung. "Er fehlte mir noch", erzählt der nun zweifache Sieger des Pfälzer Berglauf-Pokals. Bergläufe sind seine heimliche Liebe, den Bad Dürkheimer schätzt er am meisten, weil er "sehr schwer, die größte Herausforderung" ist. Ansonsten sucht der Athlet seine Starts gezielt aus. Siegaussichten- und prämien spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Atmosphäre.
Es ist absehbar, dass Hecktor zwar nicht das Metier, aber die Distanzen wechselt. Der Reiz vieler Zehn-Kilometer-Läufer liegt auch darin, irgendwann mal einen Marathon zu schaffen. Drei "Halbe" absolvierte in dieser Saison bereits, 2007 will er seine Premiere über 42,195 Kilometer feiern. Nicht in London, Berlin oder New York. Nein, "viel lieber an der Weinstraße". Dort, wo man ihn kennt, wo man ihn schätzt, und wo er auch weit vorne landen kann. Denn Matthias Hecktor ist ehrgeizig und erfolgsorientiert. "2:30 Stunden und drunter", heißt sein Ziel.
Mit seiner Dominanz kommen auch Gewissensbisse. Eigentlich ist er seit fünf Jahren Stammgast beim Silvesterlauf in Kottweiler-Schwanden, vor der Haustür also. Nun aber erhielt er eine Einladung für den Silvesterlauf in Trier. Große Ehre, schwere Entscheidung. Noch hat er drei Wochen Zeit.
Quelle:
Autor: Klaus D. Kullmann
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Pfälzische Volkszeitung
Datum: Dienstag, den 06. Dezember 2005
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