Sieben Rote Teufel bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften
von Christian Thomas
Der Hochfelln ist ein 1.674 Meter hoher Aussichtsberg im Südostzipfel Bayerns, näher an Salzburg als an München. Auf seinen Gipfel führt führt Deutschlands rennomiertester Berglauf. Die 1.074 Höhenmeter dahin werden auf nur 8,9 Kilometern erklommen, dies bedeutet eine mittlere Steigung von 12,1% - Respekt einflößende Zahlen, die bei den heimischen "Hügelläufen" bei weitem nicht erreicht werden. Mehr als 560 Höhenmeter (Rockie-Mountain-Lauf) bzw. 6,2% Steigung (Kalmit-Berglauf) sind in der Pfalz nicht im Angebot.
Passend zum 40. Jubiläum wurden im Rahmen des heurigen Hochfellnberglaufs die Deutschen Berglaufmeisterschaften ausgetragen, was sechs Jungs und ein Mädel der Running-Abteilung zum Anlass nahmen, sich dieser Herausforderung zu stellen - wenn auch ohne Aussichten auf vordere Platzierungen, so doch mit heißem Herzen.
Stehend v.l.n.r.: Lothar Schoner, Stefan Keßler, Andreas Gillmann, Marcel Weymann
Knieend davor v.l.n.r.: Christian Thomas, Sonja Velten, Markus Rudolphi
Um Punkt 10 Uhr startet der Lauf mit einem unüberhörbaren Kanonenschlag im Talort Bergen, und das weit angereiste Feld macht sich auf den Weg. Ein beinahe ebener Kilometer zum Einrollen, dann zwei weitere "relativ flache" - tatsächlich ca. 8 Prozent Steigung aufweisende - Kilometer, bevor die Hangneigung für den Rest des Laufs zweistellig wird. Nasses Wurzelwerk im Wald, unbequeme Stufen, Schritte wollen sorgfältig gesetzt werden - im hinteren Mittelfeld ist bei km 4 schon "Wandertag". Bei km 5 wird offenes Gelände (mit Fernsicht) erreicht und ein etwas flacherer, breiter Fahrweg verschafft eine kurze Verschnaufpause vor der schwierigsten Passage des Laufs, dem bei km 6 beginnenden steilen, steinigen Gebirgspfad, der weite Teile des Feldes in den Gehschritt zwingt und geübten Bergläufern Rundenzeiten von über 10 Minuten beschert. Zwischendrin immer wieder wenige flache Meter, aber der häufige Wechsel von Bergschritt zu Laufschritt und zurück fordert Konzentration und kostet Körner. Gnädigerweise ist der letzte Kilometer etwas flacher, so dass das Ziel in unmittelbarer Gipfelnähe unter dem Beifall zahlreicher Zuschauer im Laufschritt erreicht wird. Nur die allerletzten Meter, eine steile Grasrampe hinauf, bedeuten wieder Wanderschritt, unter Zuhilfenahme des seitlichen Holzgeländers.
Die letzten, noch einmal sehr steilen Meter vor dem Ziel
Das Rekordteilnehmerfeld von 518 Läufern löste die Eigenwerbung des Veranstalters ("einer der weltbestbesetzten Bergläufe") wieder einmal ein. Es siegte der Weltmeister Petro Mamo aus Eritrea (41:39 min), Toni Palzer auf Platz 8 wurde Deutscher Berglaufmeister. Pfälzer Asse wie Tim Könnel und André Bour landeten weit distanziert auf den Plätzen 78 und 82, und so darf es nicht wundern, dass für unsere Roten Teufel im Zieleinlauf nur die Ränge 314 bis 435 heraussprangen.
Die beste Leistung der FCK'ler zeigte Sonja Velten (1:11:50 h), die nach beherztem Lauf als 60. von 105 Frauen ankam. Sie war die Strecke vor kurzem abgewandert und kannte jeden Stein - sicher kein Nachteil. Weniger zufrieden zeigte sich unser Schnellster, Markus Rudolphi (1:08:14 h), der trotz gutem Training drei Minuten über seiner Vorjahreszeit blieb. Gute Debüts in so steilem Terrain gaben Lothar Schoner (1:12:10 h) und Stefan Keßler (1:12:35 h). Fazit: Spaß gemacht hat es allen, auch wenn die Trauben in den Voralpen weit höher hängen als wir es in der Pfalz gewohnt sind.
Der Gipfel des Hochfelln bei klarer Sicht. Foto: Lothar Schoner, im Sommer diesen Jahres
Das Laufwetter war mit trockenen 10 Grad optimal, die Fernsicht aber leider auf die umliegenden Berggipfel beschränkt. Über dem Tal lag ein dichtes Wolkenmeer bis auf etwa 1.000 Meter Höhe, so dass sich der nahe Chiemsee unseren Blicken entzog.
Doch mehr Anlass zum Mäkeln gab das Wochenende nicht. Die Veranstaltung bot einer Deutschen Meisterschaft einen mehr als würdigen Rahmen, mit stilvollem Athletenessen am Vorabend (Pastaparty wäre ein unpassender, durch Stadtmarathon-Massenabfertigungen entwerteter Ausdruck), üppigem Kuchen- und Brötchenbüffet im Ziel - übrigens alles im Startgeld beinhaltet - und einer angemessenen Siegerehrung.
Einen herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an unsere Pfälzer Laufkollegen von der TuS Heltersberg, die nach 2009 zum zweiten Mal Deutscher Mannschaftsmeister im Berglauf wurden, zudem mit Matthias Hecktor (M35) und Tom Heuer (M40) zwei Einzeltitel errangen.
Fünf der sieben Lauterer rundeten den Tag noch mit einem zweistündigen 'Erholungsspaziergang' und einem deftigen Abendessen ab, wobei auch schon Berglaufziele des nächsten Jahres diskutiert wurden. Stoff hierfür lieferte die anregende Unterhaltung, die wir mit Jonathan Wyatt, dem bekanntesten Bergläufer der Welt, bei der Talfahrt in der Gondel führten. Seine Lieblingsläufe, außer dem Hochfelln: der Drei-Zinnen-Lauf, der Großglockner-Berglauf, der Schlickeralmlauf, Sierre-Zinal .. es gibt noch viel zu erleben am Berg!
Erinnerungsfoto mit Jonathan Wyatt, achtfacher Hochfelln-Sieger (2013 Platz 7)
und Antonella Confortola Wyatt, zweifache Hochfelln-Siegerin (2013 Platz 2)