Freie Bahn für Lokalmatadore
von Archiv
Bericht von Birgit Schillinger
Mit 17,47 Stundenkilometern war der ferrari-farbene Läufer der schnellste auf der Autobahn. Matthias Hecktor im roten Dress des 1.FC Kaiserslautern stellte einen Geschwindigkeitsrekord auf der A63 auf, der für die Fortbewegung per pedes sicher Bestand haben wird. "Das ist wohl ein einmaliger Lauf - deshalb bin ich gekommen." Auf dem noch nicht dem Autoverkehr übergebenen Autobahnstück der A63 hatte die Running-Abteilung des 1.FC Kaiserslautern zum Run-and-Skate-Day eingeladen. Die Sportler durften die
neue Piste einweihen: zu Fuß oder auf Inline-Rollen.
Die 400 Teilnehmer wollten sich die einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen, einmal auf einer
Autobahn zu laufen. Das erinnert an die Zustände zu Zeiten der Ölkrise 1973: freie Bahn für alle Nicht-Motorisierten. Nach den Läufen testeten die Speedskater die Piste. Dann gab es einen Demonstrationswettbewerb von Kindern im Rennrollstuhl. Und zum Abschluss war der Asphalt freigegeben zum Familienskating.
Erfolgreiche Lokalmatodore: Matthias Hacktor (1.FCK) und... |
... Jackie Chen (LLG Landstuhl) düsten über die A63 |
Sieger Hecktor war am Tag zuvor noch beim Rietburg-Berglauf Zweiter hinter Thomas Greger geworden. Nun wollte er mal den Asphalt auf dem neuen Autobahnstück testen. Bei Kilometer drei war er alleine, dann lief er locker sein Tempo. "Ich dachte, ich sei schneller", meinte er beim Blick auf die Endzeit. Er hatte ein besseres Ergebnis als die 34:20 Minuten erwartet. "Ich wollte hier schnell laufen, aber das ging nicht", stellte auch eine Läuferin fest. Die Strecke war nämlich schwer zu laufen. Zwar hatte jeder der 400 Starter von Beginn an luxuriösen Platz und fand seinen Rhythmus. Aber das Profil war wellig. Auf der ersten Hälfte der Strecke bremste der Anstieg, nach dem Wende-punkt brachte das Gefälle bei Gegenwind kaum Erleichterung.
Jackie Chen von der LLG Landstuhl lag von Beginn an bei den Frauen in Front. Auch sie war gestern beim
Berglauf auf die Rietburg Zweite (hinter Sabine Rankel) geworden. Mit 40:12 Minuten kam sie schon auf
Gesamtrang 24 ins Ziel. Damit siegten die Favoriten und Lokalmatadoren. Den beiden Siegern genügten nur 16 Stunden nach dem Berglauf, um wieder regeneriert zu sein. Der weite Blick aber die Strecke, die lang gezogenen Kurven und die Höhenunterschiede erforderten eine starke Läuferpsyche: "Das zieht sich
so", meinte eine Läuferin. Und Matthias Hecktor hatte sich beim Wettkampf gedacht: "Hoffentlich habe ich nicht mal einen Unfall auf der Autobahn und muss so ein langes Stück laufen."
Die Running-Abteilung des 1.FC Kaiserslautern hatte wieder perfekte Organisationsarbeit geleistet. Schließlich ist das Team um Bernd Held auch eingespielt. Der Citylauf und das Rennen auf dem Einsiedlerhof wurden dieses Jahr verlegt, damit der dritte Termin in den Kalender der Läufer rein passte. Das Wetter spielte dann auch mit, wobei der Regen in der Nacht sicher einige Teilnehmer abgeschreckt hatte. Der Wind brachte die Windräder zum Rotieren und die Läufer zum Schnaufen, ansonsten waren die
Temperaturen ideal.
Hinter dem zweitplatzierten Gladstone Tenhue, ebenfalls vom Veranstalter, freute sich Markus Rudolphi über sein Comeback. Der 33-jährige Pfälzer Topläufer hat eineinhalb Jahre Zwangspause wegen einer Verletzung hinter sich. "So wie ich früher von Rennen zu Rennen gefahren bin, bin ich 2003 von Arzt zu Arzt gerannt."
Seit vier Wochen trainiert der Zugführer wieder fast täglich. Seine Bestzeit von 31:03 über zehn Kilometer ist Geschichte, aber "jetzt bin ich im besten Marathonalter". Nun will er die längeren Distanzen angehen - "wenn mein Fahrgestell hält". Das Fazit der Läufer: "Schade, dass die Autobahn nicht öfter gesperrt ist."
GALLS / GALLS
Quelle:
Verlag: Rheinpfalz Verlag GmbH & Co. KG